Bei einem Fotoshooting treffen wir Nancy Miguel-van Duin. Sie nimmt mit Hilfe der Organisation 2NSPR am Schönheitswettbewerb Ms Top of The World teil und ist eine Kandidatin für Miss Plussize Benelux. Aufgrund verschiedener Autoimmunkrankheiten sitzt sie heute im Rollstuhl und hat auch während ihrer Schwangerschaft einige Komplikationen mitmachen müssen. Doch trotz aller Rückschläge macht sie immer weiter. Für das Fotoshooting durfte sie unser wunderschönes Bridalstar Hochzeitskleid Grace in Übergröße anziehen. Wir fragten sie, wie sie es fand und welche (Braut-)Kleider einer Rollstuhlfahrerin am meisten gerecht werden.
Hallo Nancy, danke, dass Sie diesem Interview zugesagt haben. Bitte stellen Sie sich uns vor.
Hallo, ich heiße Nancy Miguel-van Duin, bin 32 Jahre alt, bin seit 2002 mit Dexter Miguel zusammen und seit 2012 mit ihm verheiratet. Ich bin Rollstuhlmodel und Rollstuhltänzerin. Ich tanze zusammen mit meinem Mann als Kombinationspaar (Stehpartner und Rollstuhlfahrer) und als Duo-Paar (2 Rollstühle) mit meiner guten Freundin Astrid Jonker. Momentan denke ich darüber nach, 2021 auch solo zu tanzen.
Das Tanzen hat mein Selbstvertrauen enorm gestärkt und mir die Unsicherheit genommen. Man kann so viel mehr tun, als man denkt, solange man einen starken Willen hat.
Hobbys; im Grunde alles, was mit Tanzen zu tun hat. Ich liebe auch Swarovski®-Steine und verwende sie regelmäßig in meinen eigenen Tanzkleidern und -schuhen sowie für die meiner Tanzkollegen in unserer Tanzgruppe. Sogar mein Rollstuhl hat hier und da ein paar Swarovski®-Steine. Glitzer ist mein zweiter Vorname!
Zwischendurch lese ich auch gerne mal ein gutes Buch oder sehe mir mit meinem Mann Filme an. Ich spiele und kuschle auch gerne mit unseren beiden Pitbulls Tiara (13) und Angel (7). Mein Mann und ich gehen auch gerne zusammen aus, um neue Orte zu entdecken oder schöne Ferien zu verbringen. Im Februar dieses Jahres waren wir zum Beispiel in Curaçao, dem Geburtsort meines Mannes. Wunderschöne Insel!
Die 2NSPR setzt sich dafür ein, dass sowohl Frauen mit Übergröße als auch Frauen mit Behinderungen an Schönheitswettbewerben teilnehmen können. Aus welchem Grund nehmen Sie an diesen Wettbewerben teil?
Ich würde mir mehr Aufmerksamkeit für die Vielfalt in allen Aspekten der Welt wünschen. Menschen mit Behinderungen oder Störungen werden oft ausgeschlossen oder verurteilt, ohne dass wir überhaupt erst zu Wort kommen.
Es gibt ein solches Stigma für Menschen mit Behinderungen, dass ich hoffe, dass meine Teilnahme am Schönheitswettbewerb jegliche Vorurteile und Ängste aus dem Weg räumen wird. Denn all diese Vorurteile können dem Selbstvertrauen wirklich schwer zu schaffen machen. Darüber hinaus ist es für mich persönlich auch wichtig zu zeigen, dass eine Behinderung und Übergröße einer Person kein Grund sind, nicht seinem Herzen zu folgen.
Ich bin seit Juli letzten Jahres ein Rollstuhlmodel für Übergrößen, und mir ist aufgefallen, dass die Leute und Modelagenturen super enthusiastisch sind, solange sie meinen Rollstuhl nicht sehen, aber sobald er zum Vorschein kommt, höre ich oft nichts mehr von ihnen. Das finde ich sehr schade, immerhin zeigt nicht mein Rollstuhl, wer ich als Person bin, sondern wie ich mich bewege.Der Rollstuhl ist einfach nur ein Ersatz für meine Beine; in den Momenten, in denen meine eigenen Beine nicht wollen oder ich nicht die Energie habe, zu gehen oder zu stehen.
Beim Anziehen fiel uns auf, dass Sie im Hochzeitskleid eine wunderschöne Taille hatten. Damals sagten Sie uns, dass Sie noch nie ein Kleid getragen hätten, das Ihnen eine Taille verleiht. Finden Sie es schwierig, Kleider zu finden, die gut passen?
Ja, das ist leider oft so. Oft passt das Kleid, aber es ist unmöglich, es als Rollstuhlfahrerin zu tragen. Das größte Problem ist oft, dass es zu viele Stofflagen gibt, da sie zwischen oder unter die Räder geraten. Würde man es dagegen kürzer schneiden, ist das Kleid oft zu kurz, wenn man aus dem Rollstuhl aussteigt.
Während des Fotoshootings trugen Sie unser Hochzeitskleid Grace in Übergröße. Wie fanden Sie dieses Brautkleid von Bridalstar?
Einfach toll! Das Kleid macht seinem Namen alle Ehre! Ich fühlte mich wie eine Prinzessin! Praktisch gesehen gab es für mich als Rollstuhlfahrerin immer zu viel Stoff, so dass ich das Kleid falten und die Schichten zwischen die Knie legen musste.
Ich empfand das nur als kleine Unannehmlichkeit, aber trotzdem konnte das beim Kauf nachträglich noch angepasst werden. Außerdem war es ein so schönes und passendes Kleid, dass an diesem Tag gar nicht mehr viel angepasst werden musste. Auch der geschmeidige Stoff gefiel mir sehr gut.
Bridalstar entwirft Kleider, in denen sich jeder wohl fühlen soll. Deshalb würden wir gerne von Ihnen hören, was Ihrer Meinung nach bei den (Braut-)Kleidern, die Sie tragen, am wichtigsten ist. Was sind für Sie die wichtigsten Aspekte eines Kleides?
Wichtig ist für mich, dass es aus einem geschmeidigen Stoff besteht und nicht zu viele Stoff- oder Tüllschichten hat. Außerdem sollte es an der Seite und am Rücken nicht zu viele scharfe Steine oder Perlen haben, da sie an der Innenseite meiner Arme scheuern, wenn ich mit meinen Armen eine Hin- und Herbewegung mache, um mich im Rollstuhl zu bewegen. Am Rücken entstehen durch das Lehnen an die Rückenlehne dagegen unangenehme Druckstellen.
Und was möchten Sie zum Ende den Menschen sagen, die ebenfalls am Wettbewerb teilnehmen wollen, sich aber vielleicht nicht trauen?
Folgt euren Träumen und eurem Herzen. Wenn man etwas will, muss man dafür kämpfen. Manchmal kann das recht schwierig sein, aber wenn man sein Ziel erreicht, ist das ein echt gutes Gefühl. Was diejenigen betrifft, die sich nicht trauen, mitzumachen oder aus sonstigen Gründen zögern: glaubt an euch! Ihr seid einzigartig.
Wir alle haben Momente, in denen wir unsicher sind oder uns zu sehr darum kümmern, was andere von uns denken. Dabei geht es einzig und allein darum, was DU willst. Dich gibt es nur einmal auf dieser Welt, also gib dein Bestes und versuche es.
Glaube an dich, gib niemals auf und kämpfe für das, was dir wichtig ist. Dein Selbstwertgefühl hat nichts mit deinem Gewicht oder deiner Einschränkung zu tun, sondern mit der Liebe, die du für dich selbst empfindest. Liebe dich selbst, sei du selbst und ändere dich für niemanden. Es geht nicht darum, was du nicht (mehr) kannst, sondern was du noch kannst. Daraus kannst du Kraft schöpfen und ein stärkeres Selbst und eine stärkere Zukunft aufbauen!
